| Die Lübecker Salzspeicher an der Trave
Fast wären Sie der Spitzhacke zum Opfer gefallen. In einem Lübecker Heimatbuch aus dem Jahre 1926 stellt der Verfasser fest: "Die Salzspeicher gehören zu den sterbenden Gebäuden. Nur noch einige Jahrzehnte lassen sie sich erhalten, und ein Neubau wird an ihre Stelle treten. Schmerzlich werden wir sie vermissen, denn abgesehen von ihrer wundervollen Alterspatina bilden sie mit ihrem charakteristischen Umriss und ihren kleinen Speicheröffnungen in glücklichster Weise die Überleitung von der inneren Stadt zum Holstentor." Der Autor hatte sich bei dieser Prognose glücklicherweise geirrt. Seit in den 1950er-Jahren ein Textilhaus in die Salzspeicher einzog, ist ihre Zukunft nicht mehr gefährdet.
Um Salz ging es am Holstentor nahezu schon immer. Das Monopol für den Heringshandel, das sich die Hansestadt erkämpft hatte, war nur aufrecht zu erhalten, wenn die Handelsschiffe stets genügend Salz mit zu den Fang- bzw. Handelsplätzen führten. Der größte Teil des Salzes kam mit Karren über die Alte Salzstraße und über den Stecknitzkanal aus Lüneburg, ein weitaus geringerer Teil aus der Oldesloer Saline. Bereits 1262 wurden am linken Traveufer vor der heutigen Holstenbrücke sechs Heringshäuser erwähnt. Hier bereiteten Heringswäscher die aus Schonen in großer Menge eingeführten Heringe zu um sie auf dem Markt vornehmlich als Fastenspeise zu verkaufen. Das Geschäft mit dem Salz war allerdings noch einträglicher. Ende des 14. Jahrhunderts entwickelte sich der Stecknitzhafen, also der Hafen südlich der Holstenbrücke, zum Umschlagplatz für das Lüneburger und Oldesloer Salz. Ein Geschlecht der Stecknitzfahrer war übrigens die Stühffs. So nimmt es nicht wunder, das von dieser Stelle aus die Familie Stühff Hafenrundfahrten mit Barkassen anbieten. Die Heringshäuser gelangten zu dieser Zeit in den Besitz von Salzführern, wie sich die Salzhändler in Lübeck nannten: 1489 (zweiter, fünfter und sechster), 1555 (dritter), 1518 (erster), 1524 (vierter). Etwa 50 Jahre später zog man aus dieser Umstellung die Konsequenz und verlagerte den Salzmarkt vom Klingenberg an das Ufer der Trave bei der Großen Petersgrube, wo die Schiffe lagen und die beliebten Barkassenfahrten heute starten. Die Salzspeicher sind im Laufe ihrer Geschichte immer wieder umgebaut worden. Sie stehen auf moorigem Untergrund, ihre Fundamente sind schwach. Sie stabil über die Zeit zu bringen, hat immer wieder große Anstrengungen gekostet. Entsprechend haben sie auch ihr Aussehen geändert. Ursprünglich waren es wahrscheinlich Fachwerkbauten.
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